Steuern wir mit abnehmenden Wachstumsraten auf eine stationäre Ökonomie zu? Kann eine Wirtschaft mit Nullwachstum nachhaltig funktionieren? Welche Bedingungen wären nötig?
Workshop am 15. Juni 2013 in der Denkerei, Berlin.
Im wachstumskritischen Diskurs werden häufig die theoretischen Zusammenhänge vernachlässigt, wie Nachhaltigkeitsforderungen mit den Funktionsbedingungen einer geldvermittelten Marktwirtschaft vereinbar werden. Unabhängig davon, welche Nachhaltigkeitskriterien angelegt und welche Wachstumsraten erwartet werden, halten wir die Frage nach den Bedingungen einer stationären Ökonomie bzw. der nötigen Anpassungsleistungen des Geld- und Finanzsystems bei abnehmenden Wachstumsraten für zentral.
Insofern Festhalten am Wachstum nicht sinnvoll ist, muss die Komplexität der Zusammenhänge makroökonomischer Determinanten hinsichtlich ihrer Vereinbarkeit mit einer stationären Ökonomie weiter erhellt werden. Dies ist nötig, um für eine nachhaltige Ökonomie überhaupt angemessene Lösungen entwickeln zu können.
Als Greenpeace diese Fragestellung in einem Workshop mit Ökonomen diskutierte, herrschte Einigkeit darin, „dass eine Begrenzung des Wirtschaftswachstums als originäres Ziel einer Nachhaltigkeitspolitik nicht sinnvoll sein kann. [… Denn es zeigt sich,] daß ein stationäres marktwirtschaftliches System, das hier mit Nullwachstum des realen Sozialproduktes gleichgesetzt wird, hochgradig instabil ist und die heute existierenden Beschäftigungsprobleme massiv ansteigen lassen würde. […] Fazit: In einer stationären Volkswirtschaft gelten außerordentlich restriktive Gleichgewichtsbedingungen: Sparen und Nettoinvestitionen sind Null, falls Gewinne erwirtschaftet werden, müssen sie – abgesehen von Konsumenten- und Staatskrediten – vollständig konsumiert werden. […] Insbesondere müßte die Rolle der Zinsen und die weitreichende Frage der Zinshöhe genauer geklärt werden.” (Blazejczak, J. 1998, Zukunftsgestaltung ohne Wirtschaftswachstum: Ergebnisse eines Workshops des DIW im Auftrag von Greenpeace Deutschland. DIW-Diskussionspapiere Nr. 168).
Eine Zusammenfassung des Workshops finden Sie hier.